Funktionen und Folgen Künstlicher Intelligenz
in der Wissenschafts- und Hochschulorganisation
Innovationsanalyse und Transferentwicklung

Research Class unter Leitung von Prof. Dr. Stefan Kühl, mit den Mitarbeitern Bernd Eckstein und Dennis Düllmann sowie Prof. Dr. Marcel Schütz.
Angebot für Forschende und Nachwuchsforschende
Digitalisierungsprozesse in Organisationen
einordnen und verstehen
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Viersemestrige Veranstaltung an der Universität Bielefeld
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Wöchentliche fokussierte Textdiskussion online
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Regelmäßige Informationen zu Texten und Autor:innen auf dieser Seite
In dieser auf vier Semester angelegten Research Class werden in einem wöchentlichen Rhythmus rund 100 zentrale Texte zum Themenkomplex Organisation und Digitalisierung diskutiert. Die Research Class ist Teil der Bielefeld Graduate School in History and Sociology und eingebunden in die KIWIT-Forschungsgruppe. Aufgrund der Teilnahme von verschiedenen Standorten wird das Seminar online via Zoom durchgeführt.
Zu jeder Sitzung wird von allen Teilnehmenden ein ausgewählter Text gelesen und gemeinsam diskutiert. Die vorangehende Lektüre ist für eine sinnvolle Teilnahme erforderlich. Man kann flexibel zu all jenen Terminen und Besprechungen erscheinen, die einen interessieren. Das Forschungsseminar richtet sich zunächst an einschlägig forschende Doktorand:innen der Universität Bielefeld sowie der Projektpartner, ist aber auch für interessierte Master-Studierende und fortgeschrittene Bachelor-Studierende, die bereits das Einführungsmodul Organisationssoziologie belegt haben, geöffnet. Weitere externe Forscher:innen anderer Hochschulen sowie themenbezogen Interessierte sind ebenfalls willkommen. Eine Anmeldung mit kurzen Angaben zu Person und Motivation ist erforderlich (siehe Informationen unten).
Aktueller Termin
01.12.2025: Sven Kette (2021): „Computer says no“? Konsequenzen der Algorithmisierung von Entscheidungsprozessen. In: Soziale Systeme 26, S. 160–188.
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Aktuell forscht und lehrt Sven Kette als Privatdozent an der Universität Luzern. Zudem berät er als Senior Consultant bei der Firma Metaplan Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Hochschulen in Strategie- und Reorganisationsprojekten. Bild: Metaplan

Da Entscheidungen in der Praxis fast immer organisationsgebunden sind, müsse Algorithmisierung als Algorithmisierung organisationaler Entscheidungsprozesse verstanden werden. Bild: KIWIT

Kette zeigt, dass viele normative Fragen – etwa nach Fairness, Bias oder Transparenz – erst vor dem Hintergrund organisationaler Strukturen und Erwartungen vollständig verstanden werden können. Bild: KIWIT

Aktuell forscht und lehrt Sven Kette als Privatdozent an der Universität Luzern. Zudem berät er als Senior Consultant bei der Firma Metaplan Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Hochschulen in Strategie- und Reorganisationsprojekten. Bild: Metaplan
Die nächste Research Class widmet sich einem Beitrag von Sven Kette, der eine markante Leerstelle in der aktuellen Debatte um algorithmische Entscheidungsverfahren adressiert. Während sich viele sozialwissenschaftliche Diskussionen auf die technischen Funktionslogiken von Algorithmen konzentrieren, rückt Kette die Frage in den Vordergrund, wie diese Verfahren tatsächlich in organisationalen Kontexten eingesetzt werden – und welche Folgen sich daraus ergeben. Er argumentiert, dass die Debatte bislang „halbiert“ geführt werde: Die technischen Implikationen werden intensiv problematisiert, die sozialen Verwendungskontexte dagegen kaum berücksichtigt. Da Entscheidungen in der Praxis fast immer organisationsgebunden sind, müsse Algorithmisierung als Algorithmisierung organisationaler Entscheidungsprozesse verstanden werden.
Auf dieser Grundlage untersucht Kette, wie Organisationen algorithmische Verfahren aufnehmen, anpassen oder auch brechen. Dabei zeigt er, dass vermeintlich „algorithmische Probleme“ in der organisationalen Praxis häufig anders ausfallen, als die reine Technikbetrachtung erwarten lässt. Manche Herausforderungen – etwa begrenzte Transparenz oder Bias – werden durch vorhandene Routinen und Entscheidungslogiken abgeschwächt oder entproblematisiert. Andere Aspekte – etwa Verantwortungszuweisungen oder Legitimitätsfragen – verschärfen sich durch die Einführung algorithmischer Verfahren. Algorithmisierung erscheint damit nicht als technischer Prozess, der sich linear auf Entscheidungen durchschlägt, sondern als ein Wechselspiel zwischen technischen Möglichkeiten und organisationaler Eigenlogik.
Der Beitrag steht damit in einer neueren Forschungstradition, die Digitalisierung und Organisation als strukturell miteinander verflochten begreift. Kette zeigt, dass viele normative Fragen – etwa nach Fairness, Bias oder Transparenz – erst vor dem Hintergrund organisationaler Strukturen und Erwartungen vollständig verstanden werden können. Wer algorithmische Entscheidungsverfahren erforscht, muss daher Organisationen selbst stärker in den Blick nehmen: ihre Routinen, ihre Entscheidungsarchitektur und ihre Art, Unsicherheit zu verarbeiten.
Sven Kette studierte Soziologie in Duisburg und Bielefeld und wurde 2008 mit einer Arbeit zur Bankenregulierung promoviert. Nach mehreren Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich „Organisationen“ an der Universität Bielefeld wechselte er 2014 an die Universität Luzern, wo er sich 2020 habilitierte und aktuell als Privatdozent lehrt und forscht. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in der Organisationssoziologie, insbesondere zu Digitalisierung, organisationaler Entscheidungsproduktion, Regelüberwachung, Ratings und organisationaler Ökonomisierung. Neben seiner akademischen Tätigkeit berät er als Senior Consultant bei Metaplan Unternehmen, Verwaltungen und Hochschulen in Strategie- und Reorganisationsprozessen.
Wir freuen uns, in dieser Sitzung die organisationssoziologische Perspektive von Sven Kette zu diskutieren, die die technische Diskussion um Algorithmen um eine wichtige Dimension erweitert. Sein Beitrag macht sichtbar, dass nicht nur Algorithmen Organisationen verändern – sondern Organisationen ebenso beeinflussen, wie Algorithmen Entscheidungen hervorbringen.
Dauer
Wintersemester 2025/2026 – Wintersemester 2027/2028
Veranstaltungstermin
Montags, 16:15 (via Zoom)
Seminarregeln
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Wir beginnen pünktlich um 16.15.
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Die KIWIT-Research Class – geplant für zwei Jahre – findet während des Semesters jeweils montags, 16.15 bis 18.00, online über den gleichen Link statt (erhältlich nach Anmeldung). Die Grundlage bildet immer ein Text, der von allen Teilnehmenden vor dem Termin gelesen worden ist. Ohne die Lektüre des – manchmal schwierigen – Textes sollte keine Teilnahme erfolgen.
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Wer das erste Mal anwesend ist, schreibt bitte in die Chat-Funktion ein paar Worte zu sich: Wo bin ich organisatorisch verortet? Was interessiert mich am Thema Digitalisierung (eventuell besonders an Künstlicher Intelligenz)? Mit welchen einschlägigen Projekten bin ich gerade beschäftigt?
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Es gibt keine systematische Moderation, sondern die Sprecher:innen-Liste entwickelt sich automatisch über die Melde-/Handhebe-Auswahl auf Zoom.
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Wir empfehlen das Mikrofon ausgeschaltet zu lassen, wenn wir mehr als fünf Personen sind (dies ist regulär der Fall). Sollten wir zu einem Termin sehr viele Teilnehmende haben, planen wir eine Kleingruppenphase von ca. 20 Minuten ein, um den Text vorzudiskutieren. Die Leitfragen bleiben immer gleich: Was überzeugt? Wo bleiben Zweifel? In Kleingruppen empfehlen wir das Mikrofon eingeschaltet zu lassen.
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Wenn eingeladene Autor:innen der Texte anwesend sind, bitten wir diese, sich die ersten 60 Minuten in der Diskussion zurückzuhalten. Danach gibt es die Möglichkeit für eine ausführliche Kommentierung der Diskussion.
Anmeldung
Wenn Sie an einer Teilnahme an der Research Class interessiert sind, schreiben Sie bitte (mit ein paar Angaben zur Person) eine E-Mail an Prof. Dr. Stefan Kühl: stefan.kuehl[at]uni-bielefeld.de. Sie werden dann in den Verteiler aufgenommen.
Aktualisiert: 25.11.25 /jb
Aktueller Text (anklicken)
Reinhören: Unser neuer Science Podcast ist online.
Archiv
24.11.2025 – N. Luhmann
17.11.2025 – N. Luhmann
10.11.2025 – C. Besio et al.
03.11.2025 – E. Esposito
27.10.2025 – S. Dickel
Dieser Artikel dient der Archivierung vergangener Termine, den aktuellen Text finden sie hier.
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